Obwohl die Bedeutung eines agilen Mindsets aktuell hoch im Kurs steht, stellen wir immer wieder fest, dass schon der Begriff agiles Mindset für viele Unternehmer und Führungskräfte noch absolutes Neuland ist. Für uns Neudenker ein Grund mehr, den Begriff mit Leben zu füllen, damit Sie anschließend selbst besser einschätzen können, ob und gegebenenfalls wie Sie Einfluss auf Ihr Mindset nehmen können, um agiler zu werden.
agiles_mindset_1

Agiles Mindset – Schreckgespenst oder Erfolgsrezept?

Aktuell scheint das Buzzword “agil’ die Antwort auf alle Fragen und Problemlösungen der VUKA-Welt zu bieten: agile Methoden‚ agile Teams und jetzt auch agiles Mindset …! Wie erleben Sie das in Ihrem Umfeld?

Scrum, Retrospektiven, Digital Leadership und agile Organisationsberatung sind in aller Munde, sogar Verwaltungen springen auf diesen Zug auf. Immer häufiger fällt auch der Begriff agiles Mindset. Viele reden darüber, aber keiner hat es je gesehen. Für die einen ist der Begriff agiles Mindset ein wahres Schreckgespenst, das nicht greifbar ist. Andere halten es für das Erfolgsrezept, damit Agilität sich nicht in irgendwelchen Tools verliert und zu einem Etikettenschwindel führt. Ein Grund mehr, sich mit der Definition und der Entwicklung eines (agilen) Mindsets intensiver auseinanderzusetzen.  

Mindset – Definition und Entwicklung

Wir starten mit dem Begriff Mindset. Schon wieder einer dieser englischen Begriffe, der vielfältig übersetzt werden kann: Innere Haltung, Grundeinstellung, Glaubenssätze, persönliche Werte. Und dann auch noch der Zusatz “agil”! Sie können sich ihr Mindset als einen Filter vorstellen, durch den Sie Ihre Umwelt wahrnehmen. Unser persönliches Mindset bestimmt die Frage:

„Was nehmen wir in bestimmten Situationen auf und was nicht?”

Kurz zusammengefasst beeinflusst unser Mindset

  • wie und welche Informationen wir aufnehmen,
  • welche Informationen wir abspeichern,
  • wie wir Informationen wahrnehmen und bewerten und
  • welche Handlungen wir aus Situationen ableiten.
agiles_mindset_2

Häufig sind wir der Meinung, dass Andere genauso wahrnehmen und denken müssen wie wir. Doch das stimmt nicht! Welche Bedeutung wir einer Situation zuschreiben, hat immer mit unserer persönlichen Mindset-Brille zu tun. Bei der Fülle an Informationen bzw. Reize, die auf uns einwirken, müssen wir filtern. Wir wählen unbewusst aus, was wir wahrnehmen. Zum einen selektieren wir anhand unserer bevorzugt verwendeten Sinneskanäle. Bei den meisten Menschen ist dies der Sehsinn. Zum anderen ergänzen wir die wahrgenommenen Reize mit Informationen, die wir aus unserer Erfahrung voraussetzen. Wenn wir beispielsweise eine Tür mit Klinke sehen, setzen wir voraus, dass die Tür auf der anderen, nicht sichtbaren Seite auch eine Klinke hat.

Jeder Mensch trägt in seinem Kopf also eine Art Voreinstellung des Denkens mit sich herum. Unsere Einstellung bzw. Haltung zu bestimmten Themen, die sich immer auf den Ebenen Denken, Fühlen und Handeln spiegelt, leitet sich aus persönlichen Erfahrungen unseres Lebens ab, die sowohl positiv als auch negativ geprägt sein können. Je nachdem wie wir unsere individuellen Wahrnehmungen interpretieren, loten wir die Möglichkeiten unseres Handeln aus. Dabei trainieren wir die innere Logik unseres Denkens durch bestimmte Grundannahmen, Werte und Prinzipien, die unser Fühlen und Handeln leiten.

Was verstehen wir unter „agiles Mindset“?

Nun erweitern wir die Definition Mindset um das Wort agil. In diesem Zusammenhang hole ich etwas aus und ziehe die Theorie der Motivationspsychologin Carol Dweck heran. Sie beschreibt zwei Formen von Mindset, das „fixed mindset“ und das “growth mindset“.

Menschen mit einem fixed mindset sind der Meinung, dass jeder Mensch einfach so ist, wie er ist, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Ein Beispiel: Bei einer Auftragsklärung für ein Coaching sagte mir mal ein Mitarbeiter im Alter von 30 Jahren: “Meine Entwicklung ist doch längst abgeschlossen, was machen wir eigentlich?” Der Klient hatte mal gehört, dass bestimmte Begabungen, Fähigkeiten etc. angeboren sind und eine Weiterentwicklung im Erwachsenenalter unmöglich sei. Final entschied sich dieser Mitarbeiter gegen das Coaching.

Menschen, die der Kategorie growth mindset angehören, haben die Überzeugung, dass sie alles erreichen können, solange sie genügend Einsatz bringen, trainieren oder lernen. Diese innere Einstellung strahlt Dynamik und ständige Weiterentwicklung aus und ist die Basis für ein agiles Mindset.

agiles_mindset_3

Alles ist in Bewegung, nichts ist in Stein gemeißelt – eine wichtige Grundannahme einer schnelllebigen Arbeitswelt, die durch Digitalisierung und andere Megatrends einem ständigen Wandel unterworfen wird. Trotz alledem beinhaltet auch ein agiles Mindset bestimmte Grundannahmen, Werte und Prinzipien, um klar Position zu beziehen.

Diese Menschen verstehen sich jedoch als einen dynamischen Prozess. Sie zeigen die Bereitschaft und Fähigkeit, eigene Überzeugungen über Bord zu werfen, wenn sich neue Informationen ergeben. Sie öffnen sich für andere Sichtweisen, überdenken ihre Denkstrukturen und ihr Handel und tolerieren Mehrdeutigkeiten.  

Entwicklung eines agilen Mindsets – Kann man sein Denken und Handeln von heute auf morgen verändern?

Ein agiles Mindset spiegelt sich zunächst in der Grundhaltung, dass jeder Mensch sich bis ins hohe Alter entwickeln kann, wenn er sich selbst dazu entscheidet – denn:

Jede Veränderung beginnt bei mir selbst!

Dennoch ist es nicht leicht, sein Mindset zu verändern. Sie können sich selbst oder Ihren Mitarbeitern nicht einfach ein neues agiles Mindset einpflanzen. Neue Frameworks wie Scrum und Co. können in Seminaren vermittelt werden. Hier geht es darum, neues Wissen aufzunehmen. Das verändert jedoch nicht unmittelbar unsere Wahrnehmung oder die Art und Weise, wie wir neue Informationen interpretieren.

Ganz im Gegenteil, es verstärkt oder unterstützt manchmal vorhandene Denk- und Handlungslogiken, die wenig agil sind. „Wenn das passende Mindset fehlt, wird Agilität lediglich zu einem Werkzeug. Von mehr Kundenzentrierung, Innovation und Selbstorganisation ist dann wenig zu spüren.

Eine Mindset-Entwicklung, die von oben verordnet wird, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. An seinem Mindset zu arbeiten kann nur freiwillig und selbstbestimmt erfolgen! Nur dann öffnen wir unser Mindset für neue Sichtweisen, Werte und Prinzipien, die uns beweglicher machen.

Haben Sie Lust bekommen an Ihrem persönlichen Mindset zu arbeiten? In unseren nächsten Blogbeiträgen “Agiles Lernen” und “Change your mind” stellen wir Ihnen innovative Ansätze und Vorgehensweisen der Führungskräfte- und Personalentwicklung vor, um agiles Denken und Handeln in Unternehmen zu fördern.

4 Antworten

  1. Sehr geehrte Frau Schewe,

    vielen Dank für diese super Erklärung- vor allem für die Benennung der Basis:“Growth mindset“ und auch der Bestandteile „Innere Haltung, Grundeinstellung, Glaubenssätze, persönliche Werte“. Dies sind Dinge, die nur im geschützten Raum, unter dafür benötigten Rahmenbedingungen besprochen- hinterfragt – geändert werden können, eher in den Teil des Privaten (JOHARI-Fenster) gehören….und dann wollen Changemanager mal eben so ein „agiles mindset“ bereichsübergreifend als PE-Maßnahme „ausschütten“ ….

    VG und gern weitere Artikel /Beiträge zu anliegenden Themen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sabine Schewe

Sabine Schewe ist Neudenkerin und Expertin für Lernen und Entwicklung. Ihre 360-Grad-Perspektive als Trainerin, Personalentwicklerin und Führungskraft sorgt in der Beratung für pragmatische Lösungsansätze und Nachhaltigkeit. In Ihren Blogbeiträgen geht sie auf aktuelle Themen und Trends wie Persönlichkeitsentwicklung, Digitalisierung und agiles Arbeiten ein.

Themenübersicht

Jetzt Whitepaper herunterladen!

Aktuelle Beiträge

Jetzt unser Whitepaper "Die Zukunft der Arbeit" herunterladen!

Tragen Sie sich jetzt für unseren Newsletter ein und als Dankeschön erhalten Sie kostenlos und unverbindlich unser aktuelles Whitepaper „Die Zukunft der Arbeit“ zum Download.