Agiles Arbeiten – Brauchen wir das?

In unserem Beitrag “Was ist agil?” haben wir das Buzzword “Agilität” hinsichtlich seiner Definition und Sinnhaftigkeit näher beleuchtet. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass Agilität mehrdimensional ist und sich auf unterschiedlichen Ebenen abspielt. Auf den prozessualen Ebenen spielt das agiles Arbeiten eine große Rolle. Gehören auch Sie zu den Unternehmern, die komplexe Fragestellungen schneller lösen wollen? Dann ist dieser Beitrag das Richtige für Sie! Im Beitrag "Agiles Arbeiten" machen wir Sie heute mit den Grundlagen, Werten und Herausforderungen des agilen Arbeitens vertraut.
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Agiles Arbeiten: Was ist das?

Die Digitalisierung ist nicht nur eine technologische Herausforderung. Innovative Produkte und neue Wettbewerber entstehen in immer kürzeren Zyklen. Geschäftsmodelle werden angepasst, massive Investitionen in Startups getätigt und Märkte verändern sich. Auch Kunden und Mitarbeiter entwickeln eine andere Haltung zu Unternehmen. Die Killerphrase “Das haben wir schon immer so gemacht!” wird immer häufiger von nachwachsenden Generationen in Frage gestellt.

Agiles Arbeiten ist ein beliebtes Stichwort, das häufig fällt, um innovativer, schneller und anpassungsfähiger zu werden. Der Ursprung agilen Arbeitens liegt in der IT-Welt, doch zunehmend hält er auch in anderen Branchen und Bereichen Einzug, z.B. im Einkauf, Vertrieb & Marketing, Forschung & Entwicklung, sowie in der Verwaltung.

Wir arbeiten agil!

Viele Unternehmen verkünden mit stolzer Brust “Wir arbeiten agil!” Sogar der Nachbar arbeitet jetzt mit Scrum und Startups sind die Vorbilder der Stunde in Sachen modernen Arbeitens. Selbst in Verwaltungen sollen Leute nun agiler arbeiten – aber was ist damit genau gemeint und was haben sie davon?

Agiles Arbeiten – ein Praxisbeispiel

Als Praxisbeispiel greifen wir eine komplexe Projektarbeit auf. Es geht um die Fusion von zwei mittelständischen Unternehmen, mit dem Ziel eine gemeinsame Unternehmenskultur zu entwickeln. In der Vergangenheit wurden solche Kulturprojekte durch die Unternehmensentwicklung oder mittels eines externen Dienstleisters sehr aufwendig und häufig in einer starren Abfolge, z.B. im Wasserfall-Modell, geplant. Die großen Aufgabenpakete des Masterplans wurden nacheinander abgearbeitet. Erst wenn ein Meilenstein erreicht wurde, widmete sich das Projektteam der nächsten Aufgabe. Kleine Verzögerungen oder veränderte neue Situationen im Unternehmen führten dazu, die gut befundenen Planungen wieder zu verwerfen. Dementsprechend schwer fiel folglich die weitere Koordination und Einbindung der Beteiligten, da das operative Tagesgeschäft zusätzlich zu bewältigen war. Im Ergebnis wurden Projekte häufig verspätet abgeschlossen und der gewünschte Erfolg des gemeinsam angestrebten Kulturwandels bleiben folglich häufig aus.

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Viele Studien belegen, dass immer noch zwischen 60-70% aller Change-Projekte in Unternehmen scheitern. Wäre die Quote genau so hoch, wenn wir stattdessen agiler vorgehen würden?

Agiles Arbeiten – so geht’s!

Ein agiles Vorgehen sieht anders aus. Das Konzept des agilen Arbeitens stellt die klassische Arbeitsweise eines Unternehmens auf den Kopf – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Folgende drei Prinzipien beschreiben im wesentlichen, was wir unter agilem Arbeiten verstehen

  1. Statt ein Projekt zum Start von Anfang bis Ende komplett durchzuplanen und dieses 1:1 umzusetzen, werden im agilen Vorgehen kleine Schritte geplant, umgesetzt und auf Basis der Ergebnisse (und des Kunden-Feedbacks) die nächste Schritte geplant und umgesetzt. Dieses Vorgehen erfolgt solange, bis das Projektziel erreicht ist.
  2. Beim agilen Arbeiten übergibt das Management wesentliche Aufgaben und die Verantwortung an Arbeitsteams, um unter komplexen und volatilen Bedingungen Entscheidungen treffen zu können. Die Teams übernehmen Verantwortung für ihre Entscheidungen. Agiles Arbeiten bedeutet also auch eigenverantwortliches Handeln. Dadurch verändert sich die Rolle der Führungskraft.
  3. Arbeitsteams legen selbständig fest, wann und wie sie etwas tun. Auch die Kontrollfunktion liegt beim Arbeitsteam selbst. Es visualisiert und überwacht nicht nur Arbeitsfortschritte. Es stellt auch sich selbst und seine Arbeitsweisen in Frage und es erfolgt eine sinnvolle Aufgabenverteilung. Hindernisse, die von der Zielerreichung abhalten, werden gemeinsam aus dem Weg geräumt.

Agiles Arbeiten – Und was braucht es noch?

Für uns Neudenker ist agiles Arbeiten viel mehr als nur der Einsatz von neuen agilen Tools und Methoden wie Scrum und Co. Wir sind überzeugt davon, dass es nicht ausreicht, nur einen agilen Prozess oder agile Methoden in Unternehmen einzuführen. Wer wirklich agil im Unternehmen arbeiten will, braucht viel mehr als als ein Training “Agile Methoden im Überblick.”

Agile Methoden können nur ein Impuls oder der Start für einen Kulturwandel in einem Unternehmen sein. Um erfolgreich zu einem agilen Unternehmen zu transformieren, braucht es gemeinsame und agile Werte, die sich im Denken, Fühlen und Handeln der beteiligten Menschen widerspiegeln. “Agil” beginnt schon bei den Werten und nicht erst bei der Technik oder Methode.

Werte agilen Arbeitens

Es existiert eine Reihe agiler Werte. Auf welche Werte sich Einzelne, Teams oder das gesamte Unternehmen fokussieren, hängt immer vom jeweiligen Umfeld ab.

Wir sind sind überzeugt davon, dass die folgenden Werte im Prozess besonders wichtig sind:

  • Offenheit und Kommunikation, um agile Werte und Prinzipien im Unternehmen zu verankern und nachhaltig zu leben
  • Mut, um Neues auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen
  • Fokus, um sich auf Wesentliches zu konzentrieren
  • Commitment, eine Selbstverpflichtung zur Ergebnisorientierung und zur Bereitschaft, Höchstleistung zu erbringen.
  • Respekt für die Andersartigkeit von Menschen und einen Umgang auf Augenhöhe
  • Feedback, um Hindernisse und Konflikte aktiv angehen zu können

Agiles Arbeiten – Unsere persönliche Bilanz

Eine Geschäftsführung kann nicht einfach beschließen: ab morgen arbeiten wir alle agil! Bei einer so wesentlichen Veränderung einer Unternehmenskultur kommt es noch mehr als bei anderen Veränderungsprozessen entscheidend darauf an, Betroffene zu Beteiligten zu machen! Agile Strukturen müssen sich langsam entwickeln. Führungskräfte und Mitarbeiter müssen in diese Strukturen langsam hineinwachsen. Das nimmt Zeit in Anspruch und muss vorbereitet und begleitet werden.

Wir Neudenker arbeiten sehr gerne agil, obwohl Altes nicht unbedingt schlecht ist. Auch in klassischen Projekten oder in hierarchisch geführten Unternehmen können wir Teile von Agilität bewusst einsetzen, um die Zusammenarbeit, Kommunikation und Selbstverantwortung im Unternehmen weiterzuentwickeln.

Lesen Sie auch „Was ist agil? – Veränderungen in Zeiten der digitalen Transformation“. In unseren nächsten Blog-Beiträgen tauchen wir mit Ihnen in die vielschichtige Welt der agilen Methoden ein, um einzelne Rahmenwerke, Methoden und Praktiken vorzustellen.

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Sabine Schewe

Sabine Schewe ist Neudenkerin und Expertin für Lernen und Entwicklung. Ihre 360-Grad-Perspektive als Trainerin, Personalentwicklerin und Führungskraft sorgt in der Beratung für pragmatische Lösungsansätze und Nachhaltigkeit. In Ihren Blogbeiträgen geht sie auf aktuelle Themen und Trends wie Persönlichkeitsentwicklung, Digitalisierung und agiles Arbeiten ein.

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