BANI – neue Erkenntnisse für die Personalentwicklung 4.0

BANI bringt neue Erkenntnisse für die Personalentwicklung. Vor allem handelt es sich um einen neuen Perspektivenwechsel für die Arbeitswelt.
BANI

Industrie 4.0, digitale Wende, die VUKA-Welt, Agilität und BANI. Das sind nur einige der Stichworte, die unsere moderne Welt und vor allem Arbeitswelt charakterisieren könnten. Für viele von uns müssen sie erklärt werden, denn geläufig sind sie uns nicht immer. Eine schillernde neue Unternehmenswelt mit seltsamen neuen Bezeichnungen und Stichworten. Bevor wir uns näher mit einigen dieser Bezeichnungen wie VUKA beschäftigen, schauen wir uns das auffälligste Problem an.

Die größte Herausforderung scheint für uns alle zurzeit darin zu bestehen, dass kaum noch etwas vorhersehbar ist in Unternehmen und wirtschaftlichen Systemen. Die einzige Konstante in diesem Umfeld ist ständige Veränderung. Hier leben wir als arbeitende Menschen und müssen uns damit auseinandersetzen. Bei näherer Betrachtung erscheint das gesamte System nicht nur instabil, sondern geradezu chaotisch. Was bedeutet das für unsere Arbeitswelt und die Personalentwicklung? Wie können wir (noch) besser in dieser Umwelt bestehen? Die innovative Abkürzung BANI bietet uns zunächst einen Orientierungspunkt und eine Bestandsaufnahme. Welche möglichen Lösungen daraus erwachsen könnten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Warum BANI nicht (mehr) VUKA ist

Die Abkürzung VUKA ist im unternehmerischen Umfeld spätestens mit der voranschreitenden Digitalisierung schon fast ein Allgemeinplatz geworden. Nach Beendigung des Kalten Krieges hatte eine bekannte Militärakademie in den USA zutreffend festgestellt, dass wir in einer volatilen (flüchtigen), unsicheren, komplexen und ambivalenten (mehrdeutigen) Welt leben. Im militärischen Kontext war damit gemeint, dass sich in der Welt nach dem Kalten Krieg Freund und Feind kaum noch auseinanderhalten ließen. Alles änderte sich schnell und unvorhergesehen. Manchmal täglich.

Diese Betrachtungsweise ließ sich im Angesicht der gewaltigen Veränderungen durch Globalisierung/Digitalisierung auf Unternehmen übertragen. Gemeint ist eine relativ instabile Unternehmensumgebung. Mit VUKA im Hintergrund setzte sich gleichzeitig eine beweglichere, flexiblere Betrachtungsweise unternehmerischer Prozesse durch. VUKA bildete hier in der vergangenen Dekade die Basis für die Entwicklung neuer Management- und Entscheidungsprozesse. Agilität kam als neues Stichwort in diesem Zusammenhang auf. Beweglich, systematisch und schnell sollten Unternehmen jetzt geführt, Projekte gemanagt werden.

Immer mehr drängt sich heute der Eindruck auf, dass das VUKA-Modell nicht mehr ausreicht, um die aktuelle Situation in Unternehmen und in der Arbeitswelt zu beschreiben. Vor allem, wenn es um die Menschen selbst in einer digitalisierten Arbeitsumgebung geht, ist deren Situation nicht mehr instabil, sondern chaotisch. Das VUKA-Modell bot hier bisher nur wenige Ansatzpunkte, um Agilität auch in der Personalentwicklung konsequent zu etablieren. Folgerichtig stellt das aktuelle BANI-Modell besonders auf die menschliche Sichtweise in dieser neuen (Arbeits-)Welt ab. Aus menschlicher Sicht ist diese Welt

brüchig und porös(brittle)
angstauslösend (anxious),
nicht-linerar (non-linear)
unbegreiflich (incomprehensible),

eine BANI-Welt eben.

Überleben in einer chaotischen Arbeitswelt

In mehrfacher Hinsicht ist eine BANI-Welt noch wesentlich komplexer und schwieriger zu bewältigen als eine VUKA-Welt. Chaotische Systeme neigen zu plötzlichen Zusammenbrüchen und Umwälzungen. Menschen sind aber eher auf Sicherheit und überschaubare Strukturen eingerichtet. Es verwundert deshalb nicht, dass das große A in BANI vor allem für ängstlich und besorgt steht. Ein weiteres Problem mit chaotischen Strukturen ist auch, dass sie nach außen hin recht stabil und langlebig erscheinen können. Dieser Eindruck kann über einen längeren Zeitraum bestehen. Zusammenbrüche erfolgen dann scheinbar ohne jede Vorwarnung, aber umfassend und mit harten Konsequenzen für alle Beteiligten. Berechenbarkeit und Vorhersehbarkeit aller Prozesse sind besonders eingeschränkt.

Wir erleben beispielsweise gerade in der Pandemie-Situation eine plötzlich veränderte Arbeitsumgebung, die vorher niemand in dieser Form erwartet hat. Können wir solchen Veränderungen in der Personalentwicklung künftig nur noch angstgetrieben und unstrukturiert begegnen? Müssen wir ohnmächtig im Angesicht von plötzlichen Veränderungen bleiben? Oder könnten wir veränderte Denkweisen und Konzepte entwickeln, um mit BANI fertig zu werden? Vielleicht sogar neue Chancen zu entdecken, die die BANI-Welt bereithält?

Mögliche Antworten im Personalbereich

BANI stellt unter gewissen Aspekten bereits einen Perspektivenwechsel in der Betrachtung der sich verändernden Lebensbedingungen und Arbeitswelten dar. Hier geht es mehr um den subjektiven, menschlichen Kontext in einer unsicheren Umgebung als um unternehmerische Organisationsstrukturen.

Wie kann man mit einem System umgehen, das sich als chaotisch erweist und damit in vielerlei Hinsicht kaum vorhersehbar ist? An den eintretenden Veränderungen kann man wenig ändern, da man auf vieles kaum einen Einfluss hat. Auch hier ist die derzeitige Pandemie-Situation ein typisches Beispiel. Auf einen neu erscheinenden Virus und dessen Folgen hat man im täglichen Arbeitsumfeld keinen Einfluss. Wir können einem chaotischen System nur begegnen, wenn wir uns als Menschen in diesem System auf unsere eigenen Stärken besinnen. Was sind diese Stärken?

Wenn wir ehrlich sind, ist und war das Leben an sich immer ein relativ chaotisches System. Wir hatten uns allerdings in der Komfortzone des modernen Lebens darauf eingerichtet, dass die meisten Bedingungen sicher sind und zumindest während unserer Lebenszeit auch relativ stabil bleiben. Bei diesen Annahmen hatte es sich aber um Illusionen gehandelt. Diese nüchterne Erkenntnis zum Charakter unserer BANI-Welt verringert sofort etwas die Angst. Wir Menschen überleben im Chaos schon immer. Seit es uns gibt. Welche besonderen Eigenschaften haben uns in der Vergangenheit das Leben und Überleben gesichert? Betrachten wir diese Aspekte etwas näher, gewinnen wir wertvolle Erkenntnisse für die Personalentwicklung unter BANI.

BANI – eine Frage der Sichtweise

Um mit einem chaotischen System in der Arbeitswelt umzugehen, sollten wir uns auf die Bereiche konzentrieren, auf die wir einen Einfluss nehmen können. Beispielsweise können wir uns darum bemühen, unser Arbeitsumfeld möglichst flexibel, belastbar und damit widerstandsfähig (resilient) zu gestalten. Konkret könnte das beispielsweise heißen, dass flexible Arbeitsplatzgestaltungen wie das Home-Office in Zukunft selbstverständlich zu unserem Arbeitsumfeld und zur Personalentwicklung gehören. Auf diese Weise sind wir auf plötzliche Umwälzungen in einer Pandemie-Situation oder Katastrophen-Lage besser eingestellt. Wir schaffen auch die technischen Voraussetzungen und organisatorischen Führungsstrukturen für ein flexibles Arbeitsumfeld. Wir lernen anders miteinander zu kommunizieren. Über mehr Flexibilität beantworten wir die Brüchigkeit einer chaotischen Situation.

Mit Empathie und Blick auf die Zusammenhänge vorgehen

Die Antworten auf Angst lauten Verständnis und Empathie. In einer chaotischen Arbeitsumgebung müssen wir verständnisvoller und achtsamer miteinander umgehen. Das betrifft alle Hierarchieebenen. Der menschliche Faktor wird in einer solchen Arbeitsumgebung immer wichtiger. Vor allem können wir uns in einem chaotischen System nicht noch chaotische Umstände innerhalb der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Miteinanders leisten. Auf mehr Aufmerksamkeit und Empathie sollten wir uns in der Personalentwicklung unbedingt einstellen.

Chaotische Systeme sind nicht-linear. Wie können wir diesem Phänomen begegnen? Betrachten wir unseren vermutlichen Einflussbereich im Arbeitsumfeld, sollten wir jetzt Entscheidungen immer und konsequent im jeweiligen Zusammenhang fällen. Dieser Kontext kann sich durch plötzlich auftretende Veränderungen schnell verändern. Darauf müssen wir uns einstellen. Wir passen uns an. Wir werden also ebenso wie im Arbeitsumfeld auch bei den Entscheidungen im täglichen Bewältigen von Aufgaben flexibler.

Nicht immer lassen sich jetzt vorher geplante Strukturen aufrecht erhalten, wenn aus dem Außen plötzlich veränderte Umstände vorgegeben werden. Hier reagieren wir auf den äußeren Einfluss und passen uns an. Wo sich etwa das veränderte Arbeitsumfeld Home Office herausbildet, ergeben sich auch Veränderungen bei den Arbeitszeiten. Diese erhöhte Flexibilität ist je nach Betrachtungsweise nicht nur ein Nachteil, sondern auch ein großer Vorteil. Sie erfordert aber ein Umdenken und ein Abweichen von festen Vorgaben. Sie setzt auch mehr Vertrauen im Umgang miteinander voraus, was durch Achtsamkeit und Empathie untereinander möglich wird.

Mut und das legendäre Bauchgefühl

Wie können wir reagieren, wenn die BANI-Welt durch Unverständlichkeit gekennzeichnet ist? Wir können in unserem persönlichen Einflussbereich vermehrte Transparenz entgegensetzen. Wenn im Außen vieles unverständlich erscheint, machen wir unsere inneren Prozesse besonders verständlich und durchsichtig. Außerdem müssen wir uns vermutlich daran gewöhnen, dass manche Entscheidungen intuitiver und aus dem Bauch getroffen werden müssen. Das gilt besonders, wenn sich Entwicklungen (noch) nicht vollständig erfassen und verstehen lassen. Das erfordert Mut – auch Mut zur Lücke.

Fazit: Spannende Zeiten für die Personalentwicklung mit BANI

Die hier vorgestellten Lösungsansätze für das Bestehen in der BANI-Arbeitswelt werden von Resilienz-Experten unter dem Akronym RAAT zusammengefasst:

R – Resilienz
A – Achtsamkeit
A – Adaptivität
T – Transparenz

Als Personalentwickler und Personal-Experte stehen Sie mit BANI vor vielen, neuen Herausforderungen. Von den meisten unbemerkt könnte BANI aber für eine grundsätzlich positive Weiterentwicklung der Arbeitswelt sorgen. Damit kommen Arbeitswelt und Personalentwicklung vielleicht endgültig im 21. Jahrhundert an. Auf der menschlichen und persönlichen Ebene sind hier viele Verbesserungen möglich. Dazu sollten wir das BANI-Chaos in der Personalentwicklung als echte Entwicklungschance im doppelten Sinne begreifen. Entwicklung ist dabei nicht nur Personalentwicklung im Großen, sondern auch persönliche Entwicklung jedes Einzelnen.

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Sabine Schewe

Sabine Schewe ist Neudenkerin und Expertin für Lernen und Entwicklung. Ihre 360-Grad-Perspektive als Trainerin, Personalentwicklerin und Führungskraft sorgt in der Beratung für pragmatische Lösungsansätze und Nachhaltigkeit. In Ihren Blogbeiträgen geht sie auf aktuelle Themen und Trends wie Persönlichkeitsentwicklung, Digitalisierung und agiles Arbeiten ein.

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